Tagung des VöV (Verband öffentlicher Verkehr) am 14. Mai 2025 in Bern
Infrastruktur für bedarfsgerechtes öV-Angebot – Spur halten oder neu denken?

Mit «Eine gut erhaltene (Schienen-)Infrastruktur ist die Basis für einen wachsenden öV in der Schweiz» startete Renato Fasciati, Präsident VöV, die diesjährige Tagung. Ziel bleibt, den Modalsplit des öV zu erhöhen. Dazu ist der Ausbau der Schiene zwingend, aber immer mit der Sicht auf eine positive Wirkung auf das öV-Gesamtsystem. Der Nutzen der Kunden muss dabei im Zentrum stehen oder wie es SBB-CEO Vincent Ducrot kurz und bündig sagte: «Kunden, Kunden, Kunden».

Gleich im Einstiegsreferat kam allerdings ein Knackpunkt zur Sprache: der Bahninfrastrukturfonds (BIF) und der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF). Man stellt fest, dass Kantone teils Normalspurbahnen statt Trambahnen planen, weil damit der Bund 100% der Kosten übernimmt. Trambahnen werden über die Agglomerations-Programme gebaut, bei denen über den NAF 30 bis 50% (abhängig vom Kosten-Nutzen-Verhältnis) vom Bund übernommen werden. Eine verkehrspolitisch sinnvollere Lösung wird dabei ausgebremst, weil Trambahnen oft die effizientere und effektivere Lösung wären. Daher sollten mehr Mittel in die Agglomerationsprojekte fliessen und weniger in die Nationalstrassen. Oder: Trambahnen würden über den BIF finanziert. Die Problematik ist jedoch in den Verkehrskommissionen auf Bundesebene angekommen.

BAV-Direktorin Christa Hostettler nahm im Keynote-Vortrag das bereits erwähnte Stichwort auf: Das Ziel muss ein optimales öV-Gesamtsystem sein. Auch wenn jede Idee interessante Aspekte habe, die seriös angeschaut werden müssten. Der Spagat liegt wohl darin, dass die Vorgaben hochtechnologisch und ebenso hochpolitisch sind. Es sei daher ein richtiger Entscheid von Bundesrat Albert Rösti, Professor Ulrich Weidmann von der ETH mit der Studie «Verkehr ’45» zu beauftragen, um eine Gesamtverkehrsschau zu erhalten. Gerade auch damit spätere Generationen entscheiden könnten und wir nichts «verbauen». Ein weiterer, zwar nicht neuer, aber wichtiger Punkt sind die Nutzung von Stadtbahnhöfen, um die überlasteten Hauptbahnhöfe zu entlasten. Dies würde auch das radial gebaute Bahnnetz durch tangentiale Linien entlasten.

Darauf folgten «Best Practice Beispiele aus der Branche» Der tpg-Generaldirektor Lionel Brasier berichtete über den leistungsfähigen, grenzüberschreitenden Ausbau der Genfer Tramlinien. Die Leiterin Fahrplan SBB, Daria Martinoni, betonte die Fahrplangestaltung für eine optimierte Kapazitätsnutzung: pünktlich ­– robust – flexibel. Der Leiter Betriebszone Berner Oberland PostAuto, Ruedi Simmler, zeigte, wie Kooperation im Zeichen der Nachhaltigkeit funktioniert; dies am Beispiel der neuen Gewerbehalle Wilderswil.

Workshops
Verkehrsdrehscheiben (VDS) der Zukunft:
Gestaltung und Innovation durch integrale Planung
Workshop 1 (Teilnahme des Schreibenden)
VDS sind weit mehr als simple Verkehrshubs; sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Siedlungsentwicklung. Hier trifft sich der Fuss- und Radverkehr, der öV und abhängig vom Siedlungstyp der MIV. Auch wenn VDS je nach Situation und Grösse unterschiedlich ausgeführt werden, sind sie oft kleine Ortszentren mit Wohnungs-, Einkaufs-, Dienstleistungs- und Gastronomieangebot.
Die Workshops 2 – 5 können dem VöV-websiteEinladungsprogramm entnommen werden.

VBL-CEO Laurent Roux zeigte in seinem Referat auf, wie gute Umsteigebeziehungen in städtischen Räumen wie Luzern den öV stärken. Gerade auch im Hinblick auf die Alterung der Gesellschaft – und präsentierte den schönen Begriff «Silver Society». Er wies jedoch auch darauf hin, wie wichtig es ist, die Flächeneffizienz unserer Fortbewegung im Auge zu behalten. Und legte klar eine Rangliste bezüglich Flächenverbrauch vor: Fussgang, öV vor Velo und Auto.

«Kunden, Kunden, Kunden», wie eingangs geschrieben: So stieg SBB-CEO Vincent Ducrot in seinem Referat «Ein modernes und flexibles Bahnangebot für die ganze Schweiz» ein. Und formulierte abschliessend: – Eine finanzierbare Weiterentwicklung ist notwendig – Die Zusammenarbeit aller Akteure ist zentral – Entscheidend ist, was den Reisenden dient.

Nach einem Mini-Podium zog VöV-Direktor Ueli Stückelberger ein kurzes Fazit.

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